Therapie
22.12.2021
Das müssen Anbieter beachten
©
Systemrelevanz: KGG-Abrechnung mit den Kostenträgern
Krankenkassen übernehmen die Therapiekosten von Krankengymnastik am Gerät (KGG), wenn bestimmte fachliche Grundlagen vom Physiotherapeuten erfüllt werden. Welche das im Einzelnen sind? Unser Autor klärt im Folgenden darüber auf.
Im aktuellen Rahmenvertrag der Berufsverbände mit dem GKV-Spitzenverband wird explizit in der Anlage 1, Leistungsbeschreibung zum Vertrag nach § 125 Abs. 1 SGB V für Physiotherapie darauf hingewiesen, dass es zur Abgabe und Abrechnung von besonderen physiotherapeutischen Maßnahmen gewisser Voraussetzungen bedarf. Dazu gehört auch die KGG, deren Anforderungen in der Anlage 3 der Rahmenempfehlungen formuliert sind. Die Erteilung einer Abrechnungserlaubnis erfolgt durch die Landesorganisationen der Krankenkassen.
Abrechnungserlaubnis erforderlich
Die gerätegestützte Krankengymnastik soll die Muskelkraft sowie die Kraftausdauer der Patienten in der Physiotherapie verbessern, um die Arbeiten, die Belastungen und Bewegungsabläufe im Alltag zu meistern. Die Interessierten, die sich in KGG fortbilden lassen, haben eine abgeschlossene Berufsausbildung in Physiotherapie oder Krankengymnastik vorzuweisen bzw. die staatliche Anerkennung als Physiotherapeut oder Arzt. Das Weiterbildungszertifikat enthält neben der offiziellen Bezeichnung und Anschrift des Trägers vor allem auch die Anzahl der Unterrichtseinheiten, die absolviert wurden.
Die Fachlehrer haben ebenso Kriterien zu erfüllen und es ist eine Höchstmenge an Teilnehmern vorgegeben sowie eine Raumausstattung, die sich im Wesentlichen an den Geräten orientiert, an denen später auch die KGG mit Patienten durchgeführt wird. Dieser Qualifikationsnachweis über die erfolgreich abgeschlossene Fortbildung ist den Landesorganisationen der Krankenkassen zu übermitteln, sodass diese rechtzeitig vor der entsprechenden Abrechnung dieser Leistung eine Abrechnungserlaubnis erteilen können. Diese erfolgt dann rückwirkend zum Tag der Antragstellung.
Fortbildungsinhalte und -ziele
Über die regulären Inhalte, die einem Physiotherapeuten aus der Ausbildung bekannt sind, soll eine zu 60 Prozent praktisch ausgerichtete Weiterbildung mit mindestens 40 Lerneinheiten à 45 Minuten sowohl Physiotherapeuten als auch Krankengymnasten weiterqualifizieren. Dabei steht die Behandlung von Patienten mit chronisch degenerativen Skeletterkrankungen sowie posttraumatischen oder postoperativen Zuständen der Extremitäten oder des Rumpfes im Mittelpunkt mit folgenden Akzenten:
- ››› Muskeldysbalancen/-insuffizienzen (-verkürzungen (vdek))
- ››› pathologischen Myasthenie (Muskelschwäche)
- ››› peripheren Lähmungen/motorische Paresen
- ››› schmerzhafte Bewegungsstörungen
- ››› Funktionsstörungen
- ››› allgemeine Dekonditionierung
Ziel ist es, das Wissen über Inhalte und Grundsätze des Gerätetrainings unter Berücksichtigung der Indikation und individuellen Zielsetzung anzuwenden. Die Kenntnisse über den indikationsspezifischen Einsatz der Geräte, Kontraindikationen und Dokumentation sollen zugleich erweitert werden.
Praxisrelevanz der Vorgaben
Leider passt das Curriculum aus der A3 vom 17. Januar 2005 zu den Rahmenempfehlungen nach § 125 Abs. 1 SGB V vom 1. August 2001 unter 8 B – im aktuellen Vertrag mit dem GKV-Spitzenverband nachzulesen in der Anlage 7 – nicht ganz zu den Ambitionen und dem formulierten Ziel aus der gleichen Anlage.
Die Diskrepanz entsteht durch einen überaus hohen Anteil von Wiederholungen der Grundlagen, die bereits Inhalt der Ausbildung sind. Beispielsweise Trainingsgrundlagen, die absolutes Basiswissen für Physiotherapeuten darstellen, machen damit allein 20 Prozent der Fortbildung aus. Das beansprucht zeitlich gesehen fast einen ganzen Fortbildungstag. Diese und weitere inhaltlichen Dopplungen aus der Basisausbildung sind kein wesentlicher Zugewinn von Wissen. Die Gliederung der Fortbildungsinhalte setzt sich wie folgt zusammen:
- ››› 8 UE Allgemeine Trainingsgrundlagen
- ››› 10 UE Angewandte Trainings- und Bewegungslehre
- ››› 22 UE Einsatz von Geräten
Die reinen Fortbildungskosten bei zwei bis drei Terminen mit jeweils ein bis zwei Kurstagen belaufen sich im Durchschnitt auf rund 100 Euro pro Kurstag. Dazu kommen Anreise und Unterbringung sowie ggf. Kursmaterial oder Kursbuch.
Praxistipps für Interessierte
Deshalb überlegen Sie sich als Praxisinhaber die Möglichkeit, Inhouseschulungen zu buchen und dann noch einmal gesondert über die Preismodalitäten zu verhandeln. Beachten Sie auch Angebote von Anbietern, bei denen KGG bereits in größeren Fortbildungen enthalten ist. Das können Fortbildungen zum Sportphysiotherapeuten oder MTT/MAT-Forbildungen sein oder andere EAP-spezifische Kombinationen.
- Tipp: Berücksichtigen Sie in Ihrer Auswahl der KG-Geräte auch Ihre speziellen Interessen, etwa nach
- ››› Gerätetyp – Sequenzgeräte, Seilzüge oder Kombinationsgeräte
- ››› Mechanik – Pneumatik, Gewicht oder Luftdruck
- ››› Technik – beispielsweise digital gestützt
- ››› Bauart – zum Beispiel klappbar
- Dann erst wählen Sie gezielt Hersteller aus, die exakt mit diesen Schwerpunkten arbeiten.
Suchen Sie sich eine Fortbildung nicht auf Basis der Heimatnähe aus. Stellen Sie Nachforschungen zum Referenten an. Deren Publikationen, Qualifikation, Erfahrungsgrad und Kenntnisstand der Materie sind durchaus sehr heterogen.
Sergej Borkenhagen
Bild: © Shutterstock.com_iceteastock
‹ Zurück





02.12.2025
Fünf Trainingsstationen in einem System
01.12.2025
Fit ins neue Jahr mit HUR Trainingsgeräten
26.11.2025
Neue App ergänzt Proleos
24.11.2025
Wenn der Fuß Entlastung braucht: Der Fersensporn
